Mit dem Roboter zur Witzfigur 

Chris Elliott veröffentlichte einen satirischen Roman, der fiktive und historische Figuren mischt. Besonders stolz war der US-Komiker auf seine Entdeckung Boilerplate, einen antiken Kampfroboter aus dem 19. Jahrhundert. Ausgerechnet der aber ist ein perfekter Schwindel.

Soll noch einer sagen, die Postmoderne habe ausgespielt. Mit dem Mix aus Fakten und Fiktion, Satire und ernst gemeinter Kulturkritik lässt sich immer noch für Aufregung sorgen. Bestes Beispiel: das Romandebüt des US-Komikers und Schauspielers Chris Elliott ("Verrückt nach Mary").

"The Shroud of the Thwacker" ("Das Leichentuch des Schlägers") heißt das im Oktober bei Miramax Books erschienene Buch. Erzählt wird die Geschichte eines Serienkillers, der im New York des späten 18. Jahrhunderts Angst und Schrecken verbreitet. Mit verwegener Fabulierlust mixt Elliott historische und fiktive Gestalten, reale Orte und abstruse Erfindungen. Neben Teddy Roosevelt als Bürgermeister taucht Elliott selbst als zeitreisender Ermittler auf; dazu gibt es Absurdes wie gasbetriebene Mobiltelefone aus Holz und geschichtlich Verbürgtes wie die legendäre Ray's-Pizzeria.

Besonders stolz war Elliott auf die Entdeckung von Boilerplate, ein von Archibald Campion erfundener Maschinenmensch aus dem späten 19. Jahrhundert. Elliott hatte den Roboter auf der Seite "bigredhair.com" aufgespürt. Dort erfuhr er, dass der Blechmann für Kriegszwecke erfunden worden war, Ende des 19. Jahrhunderts im Spanisch-Amerikanischen Krieg kämpfte, den mexikanischen Revolutionsführer Pancho Villa unterstützte und während des 1. Welkriegs verschwand. 

Doch mit dem Blechkrieger droht Chris Elliott jetzt selbst zur Witzfigur zu werden: Die historische Kuriosität ist reine Erfindung, auf einer Website aufwändig in Szene gesetzt von Paul Guinan, einem Illustrator und Comicbuchautoren. Sich einen Scherz zu borgen und ihn noch nicht einmal als solchen zu erkennen - Schlimmeres könne einem Komiker nicht passieren, urteilte streng die "New York Times" und sprach von einer "Kardinalsünde".

Dabei ist Elliott nicht der erste, der auf die Inszenierung hereinfiel. Die auf der Boilerplate-Website gezeigten, digital bearbeiteten Photos haben sogar Studenten der Robotertechnik genarrt, die sich an Guigan mit Fragen bezüglich der Antriebstechnik des Automaten wandten.

Bei Miramax Books ist man ebenso überrascht wie der Autor selbst. Obwohl die Rechtsabteilung den Text aufgrund einer möglichen Verletzung von Persönlichkeitsrechten historischer Personen geprüft habe, schöpfte beim Kesselmann niemand Verdacht. "Bei dem ganzen verrückten Kram, der in dem Buch vorkommt, hat der Roboter keinen Alarm ausgelöst", erklärte Miramax-Verlegerin Judy Hottensen der "New York Times".

Elliott versicherte dem Blatt, er habe gewusst, dass es sich um einen Spaß handle, allerdings um einen aus dem 19. Jahrhundert und nicht um einen der Gegenwart. Dass jemand quasi die Parodie einer Parodie parodiert, damit hatte der Autor nicht gerechnet. Fazit: Wer in postmoderner Manier Fakten und Fiktion durcheinanderwirbelt, muss auf der Hut sein. Denn es kann immer noch jemanden geben, der das Versteckspiel mit dem Authentischen und Fiktiven besser spielt. 

 

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